Allerseits wird mit zunehmender Dringlichkeit auf den Pflegenotstand hingewiesen.
Die Versorgungssituation in der Psychiatrie ist dabei eher weniger ein Thema in der Öffentlichkeit. Doch gerade hier kann die Ausstattung mit genügend Personal, mit Menschen, die sich Menschen in Not zuwenden gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Das wird jedoch immer schwieriger.
Die vermehrte Arbeitsverdichtung kommt auch bei den Künstlerischen Therapeuten an, die mittlerweile einen wichtigen Stellenwert in der stationären Behandlung von psychisch kranken oder überlasteten Menschen einnehmen. Aus den Erfahrungsberichten der Kollegen des von mir gegründeten und koordinierten Netzwerks Künstlerischer TherapeutInnen in Berlin und aus meiner supervisorischen Tätigkeit für Kunsttherapeuten (Supervision für Kunsttherapeutinnen und Kunsttherapeuten) weiß ich, dass sie unter der enormen Arbeitsbelastung leiden, nicht zuletzt weil die Vor- und Nachbereitung der Therapiestunden, sowie die Dokumentation nicht ausreichend in ihrem Zeitkontingent abgebildet sind. Die immer kürzer werdenden Aufenthaltszeiten der Patienten lassen sie zum burnout-gefährdeten „Durchlauferhitzer“ für psychische Gesundheit werden, bei dem kein Raum mehr für psychische Entwicklungsprozesse bleibt.
Die Gewerkschaft ver.di hat nun eine Offensive gestartet, um die Arbeitsbedingungen im psychiatrisch-psychosomatischen Bereich zu verbessern.
Darin heißt es u.a.:
„ver.di für »Psych-PVplus«
Mit dem Ende 2016 beschlossenen Gesetz zur Weiterentwicklung der Versorgung und Vergütung für psychiatrische und psychosomatische Leistungen (PsychVVG) ist – unter dem Druck vielfältiger Proteste der Beschäftigten und ihrer Gewerkschaft ver.di, von Betroffenen und Verbänden – festgeschrieben worden, dass weiterhin eine verbindliche Personalbemessung in der stationären psychiatrischen Versorgung vorgegeben wird. Dies soll in Form einer Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA, das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Krankenhäuser und Krankenkassen) geschehen. Der G-BA erarbeitet die Richtlinie hinter verschlossenen Türen, eine für die Öffentlichkeit transparente Diskussion findet nicht statt.“ […..]
„Bis zum Inkrafttreten der neuen Personalmindeststandards am 1.1.2020 gilt weiterhin die Psych-PV. Sie wird gegenwärtig jedoch oft stark unterschritten, während die Arbeitsanforderungen stark gewachsen sind. Seit ihrer Verabschiedung 1991 wurde die Psych-PV nicht angepasst. Dies führt zur Überlastung der Beschäftigten, u.a. durch unzuverlässige Dienstpläne und wegfallende Pausen, häufige Überstunden, erheblichen Dokumentationsanfall, massive Arbeitsverdichtung, unzureichende Regelungen für Sitzwachen, aber auch vermehrte Patientenübergriffe.“
Unter den konkreten Punkten, die dringend verändert werden müssen werden auch die Künstlerischen Therapeuten erwähnt:
„Neu entstandene oder wichtiger gewordene Berufsgruppen, ohne die psychiatrische Versorgung nicht mehr denkbar ist, müssen mit aufgenommen werden: Psychologische Psychotherapeut/innen, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut/innen (KJP), Heilerziehungspflege, Spezialtherapien (Musik-, Theater-, Kunsttherapeut/innen u.a.), ggf. Dolmetscher/innen oder erhöhte Zeitanteile für Personal mit entsprechenden Sprach-, Kultur- und Vermittlungskompetenzen. Die Rolle der Psychotherapeuten/innen in Ausbildung (PiA) sowie nach der geplanten Reform der Psychotherapeuten/innen in Weiterbildung ist zu regeln.“
Der komplette Text ist hier nachzulesen!
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Regina Liedtke
HP / Psych., Kunsttherapeutin (grad. in der DGKT, Mitglied im DFKGT), Bildende Künstlerin (Meisterschülerabschluss an der HdK Berlin / jetzt UdK, Mitglied im BBK Berlin), Supervisorin (IGA Heidelberg); tätig in eigener „Praxis für kreatives Gestalten, Therapie und Supervision / Coaching“ in Berlin.
Jahrzehntelange Berufstätigkeit in verschiedenen sozialpädagogischen und psychosozialen Bereichen. Seit 1991 tätig als Kunsttherapeutin, seit 2001 in eigener Praxis.
Lehrtätigkeit in der Ausbildung von KunsttherapeutInnen
Publikationen: „Ganzheitssymbolik im kunsttherapeutischem Gestalten und ihre spirituelle Dimension“ in Kunst & Therapie, Heft 2012/1 Claus-Richter-Verlag Köln
„Kunsttherapie im ambulanten Setting der Eingliederungshilfe mit persönlichkeitsgestörten Menschen“ in Kunst- und Ausdruckstherapien – Handbuch für die psychiatrische und psychosoziale Praxis, 2012 Kohlhammer-Verlag Stuttgart
„Interdisziplinär – intermedial. Wenn die Künste in den Künstlerischen Therapien zusammenkommen“ in Kunst & Therapie, Heft 2016,1 Claus-Richter-Verlag Köln
Gründerin und Koordinatorin des Netzwerks selbständiger Künstlerischer Therapeutinnen und Therapeuten in Berlin: www.ktib.de
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Praxis für kreatives Gestalten, Therapie und Supervision / Coaching
Regina Liedtke
Künstlerhof Alt-Lietzow 12
D – 10587 Berlin-Charlottenburg
mail@kreativpraxis-berlin.de
www.kreativpraxis-berlin.de
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