„Damit das Mögliche entsteht, muss immer
wieder das Unmögliche versucht werden.“
Hermann Hesse
Hermann Hesse
Nach der Erfahrung des Ersten Weltkrieges setzte er sich öffentlich für Frieden, Völkerverständigung und eine nationenübergreifende Humanität ein.
Später wurde er in den USA der 60er Jahre zur Kultfigur der Anti-Vietnam- und Flower Power-Bewegung, sicher aber auch missverstanden in der angestrebten Art der Bewusstseinserweiterung, die die Hippie-Bewegung im Konsum von Drogen suchte, während er in der Sowjetunion eher als „progressiver Realist“ angesehen wurde. „Make love not war“ war ihre Devise. Den Weg nach innen verstand Hesse jedoch nicht als Flucht vor der Auseinandersetzung mit der äußeren Realität. Er setzte sich gleichermaßen mit den Innenwelten wie mit den Konflikten der Außenwelten auseinander. Weit mehr als 35.000 Briefe und 3.000 Rezensionen dokumentieren seine rege Kommunikation und Beschäftigung mit dem Gedankengut seiner Mitmenschen.
Seine frühe Rebellion gegen den schwäbischen Pietismus seines Elternhauses, ein Suizidversuch und der Aufenthalt in einer Nervenheilanstalt, schwere persönliche Schicksalsschläge und eine eigene Psychoanalyse prägten seinen Weg einer inneren Suche. In seinem Buch „Demian“ reflektierte Hesse seinen „Individuationsprozess“ als „Werden der Persönlichkeit, ohne das kein höheres Leben möglich ist“. 1926 taucht er im „Steppenwolf“ in eine Art Höllenreise in die dunklen Abgründe seiner Seele ein und nimmt gleichzeitig die Schrecken des zweiten Weltkrieges wie voraus.
In „Narziß und Goldmund“ geht es um Polaritäten wie männlich-weiblich, Vater-Mutter, Über-Ich – Triebwünsche des Es, Ratio-Gefühl, Chaos und Ordnung im innerpsychischen Konflikt, das Finden der Anima über die Integration eines positiven Mutterbildes, die Sehnsucht nach dem ewig Weiblichen / der Großen Mutter, die Sinnenfreuden in Liebesbeziehungen und das Erfahren der großen Liebe, die Möglichkeit des künstlerischen Schaffens aus der intensiven Auseinandersetzung mit den persönlichen und darüber hinaus archetypischen Größen des Seelischen.
In den Weisheitslehren des Buddhismus, Taoismus, sowie der christlichen Mystik fand er Antworten zu einem höheren Sinn des Lebens, die er mit seinen Publikationen einem größerem Leserkreis zugänglich machte. Selbstbestimmung, Authentizität und eine gelebte individuelle Spiritualität waren für ihn wichtige Werte. Hesses Credo lautete: „Du sollst dich nicht nach einer vollkommenen Lehre sehnen, sondern nach einer Vervollkommnung deiner selbst.“
______________________________________________________
>> Hörempfehlung für September 2012:
Am Donnerstag, 13. September, 22.03 Uhr, sendet SWR2 unter dem Titel „Stufen“ ein Hörspiel.
http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/hoerspiel-studio/-/id=660014/nid=660014/did=10145348/1bz0a2w/index.html
Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
Hermann Hesse
Im Ausschreibungstext des SWR heißt es:
„Stufen“ ist nicht nur das bekannteste Gedicht aus der Feder von Hermann Hesse. Es ist auch der Deutschen Lieblingsgedicht. Am Donnerstag, 13. September, 22.03 Uhr, sendet SWR2 unter dem Titel „Stufen“ ein Hörspiel.
John Cage hat 1989, zum 65. Geburtstag des Suhrkamp-Verlegers und Hesse-Kenners Siegfried Unseld, das Sprachmaterial des Poems mit seiner Mesostic-Technik neu organisiert, für Sprecher musikalisiert. Cages Aneignung gleicht Verfahren der Konkreten Poesie, ist Arbeit am Sprachmaterial des Gedichts. Hermann Kretzschmar hatte das bis 2002 unveröffentlichte Stück im Hause Unseld mit aufgeführt. Seine Radiofassung greift als Tribut an Cage die offene Struktur seiner Radiokompositionen auf, und überträgt sie in eine von den O-Tönen der Aufnahmesituationen geprägte Klangkonzeption. Dieser Ansatz versteht sich als eine kompositorische Interpretation, die überdies analog ist der Cageschen Aneignung von Hesses „Stufen“.
SWR2 Hörspiel-Studio, 22.03 Uhr
„Stufen“
Nach Hermann Hesse und John Cage
Mit Hans Zender, Walter Zimmermann, Fréderic Rzewski, Dieter Schnebel
Kompositorische Interpretation und Realisation: Hermann Kretzschmar
Produktion: HR/WDR 2002
_______________________________________________________
Weitere Tips:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Hesse
Der SWR hat eine eigene Webseite zum Hermann Hesse-Jahr eingerichtet: Hesse entdecken >>
http://www.swr.de/hesse/-/id=9557936/1britqn/index.html
„Kinderseele“ ist eine berühmte Erzählung von Hermann Hesse, die der Radiosender SWR4 am Samstag, 11. August, 21.05 Uhr, als Mundart-Hörspiel bringt. Regie: Andrea Leclerque.
http://www.swr.de/swr4/bw/programm/-/id=258008/nid=258008/did=10079622/1ixbcia/
Im Ankündigungstext des SWR heißt es:
„Gab es das in Gottes Welt, dass ein Mensch, ein Knabe, gleichzeitig alle hohen und alle bösen Triebe in sich hatte und leiden und verzweifeln musste, nur so als eine unglückliche und komische Figur, zum Vergnügen des zuschauenden Gottes? Gab es das? Und war dann nicht – ja war dann nicht die ganze Welt ein Teufelsspott, gerade wert, sie anzuspucken?! War dann nicht Gott ein Scheusal, ein Wahnsinniger, ein dummer, widerlicher Hanswurst? – Ach, und während ich mit einem Beigeschmack von Empörerwollust diese Gedanken dachte, strafte mich schon mein banges Herz durch Zittern für die Blasphemie!
Ein Junge kommt heim und hat ein schlechtes Gewissen, ohne recht zu wissen, warum. In einem furiosen Monolog entfaltet sich das Seelenpanorama eines unterdrückten Rebellen, das stark autobiographische Züge trägt: Hesses Kindheit und Jugend ist geprägt von Verweigerung, Protest und Ausbruchsphantasien bis hin zum versuchten Suizid.
Die Erzählung »Kinderseele« erschien erstmals 1920. Die pietistische Missionswelt, in der er aufwuchs, sei von dem Prinzip geprägt gewesen, so Hermann Hesse noch als 60-Jähriger, »dass des Menschen Wille von Natur und Grund aus böse sei, und dass dieser Wille erst gebrochen werden müsse, ehe der Mensch in Gottes Liebe und in der christlichen Gemeinschaft das Heil erlangen könne.« Das Werkzeug für die Brechung dieses Willens ist in »Kinderseele« der Vater. Doch nicht der strafende Vater, sondern die selbstverschuldete Anpassung ist der größte Feind des freien Menschen.“
„Fast ein Heiliger. Zum 50. Todestag des protestantischen Mystikers Hermann Hesse“ ist der Titel eines Radio-Beitrags von Detlef Kühn, der am Sonntag, 5. August, 12.05 Uhr, auf SWR2 Glauben gesendet wird.
http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/glauben/-/id=659102/nid=659102/did=9940796/iy98ax/
http://www.hermann-hesse.de/archiv/2012/08/06/der-spiegel-widmet-hermann-hesse-eine-titelgeschichte
http://www.dradio.de/aktuell/1834210/
http://www.hermann-hesse.de/files/WELTWEITE%20WIRKUNG.pdf
http://www.hermann-hesse.de/literatur
Viel Freude beim Lesen!
Herzliche Grüße
Regina Liedtke
Read Full Post »